Ich Lebe Nicht Gern

Konditionierung "Ich lebe nicht gern."

Innerhalb der fetalen Entwicklungszeit kommt es zum Zeitpunkt der Ausbildung der sekundären Geschlechtsmerkmale zu einem Impuls, der die vorgegebene Geschlechtsbestimmung durch hormonellen Einfluß zwar nicht umkehrt, jedoch relativiert: Es kommt zu einem Überhang des weiblichen Merkmals gegenüber der männlichen Vorgabe.

Die Konsequenz davon ist, daß sich das Seelenleben des Patienten, wenn er männlich ist, in wesentlich weiblicheren Strukturen (Animabetonung) bewegt, als es die körperliche, männliche Vorgabe erwarten ließe. Und, wenn er weiblich ist, eine fast destruktive Fürsorglichkeit und Verletzlichkeit bei gleichzeitiger Hyperaktivität.

Beides entspricht nach außen hin nicht den Bildern, die von dem Patienten erwartet werden. Entsprechende pädagogische oder dressierende Eingriffe sind demgemäss wahrscheinlich und unvermeidbar. Der Konflikt liegt also im wesentlichen darin, eine männlich/weibliche Agibilität und Verhaltensstruktur zu haben, jedoch eine weiblich/männliche Reagibilität und Empfindensstruktur zu besitzen. Der Konflikt läge in der Person als solche allein nicht, wenn die Umwelt nicht bestimmte Vorgaben machte. Daher drückt der Konflikt sich im wesentlichen einmal im Umfeld der sozialen Kommunikation und dann in der daraus resultierenden Rückkopplung (Erfahrung über sich selbst durch die anderen) aus.

Man könnte sagen: Der Patient handelt männlich/weiblich umd empfindet weiblich/männlich, möchte aber gerne geschlechtseigen handeln und kann nicht gegengeschlechtlich empfinden, wie es von ihm erwartet wird. Dieser Prozeß ist in jeder Hinsicht kräftezehrend und unbefriedigend, so daß eine Lebensunlust oder Lebensmüdigkeit aus Überdruß und Ermattung bzw. Erschöpfumg nicht überrascht. Über den auslösenden Impuls, der während des ersten Drittels der Schwangerschaft zu dieser Umprogrammierung führte, kann gemutmasst werden, daß es sich vermutlich um einen nach innen getragenen sozialen Konflikt zwischen der Mutter und deren Umfeld (vom Ehemann bis zur Familie) handelt, der sehr essentieller Natur sein muss: Zum Beispiel der Konflikt, daß die Mutter selbst zwar sehr geme einen Jungen gehabt hätte, jedoch die Umgebung aus irgendwelchen Gründen dieses auf keinen Fall wollte und das der Mutter auf entsprechender, vielleicht sogar zwingender Art und Weise, klar machte. Und umgekehrt. Therapeutisch ist nur der Rat zu geben, daß der Patient sich nun ganz intensiv mit seinem Seelenleben und mit seinen Empfindungen beschäftigen muss, dass er sie in irgendeiner Weise (künstlerisch oder gesellschaftlich) ausdrücken soll und das es ihm vielleicht gelingt, einen besonderen Reiz darin zu erkennen in einem bestimmten Körper eine besondere, nämlich gegengeschlechtliche Sensibilität zu entwickeln und zu leben.

Sofern nicht anders angegeben, steht der Inhalt dieser Seite unter Lizenz Creative Commons Attribution-NonCommercial-ShareAlike 3.0 License